Einstellung zum Tod

Die Na’­vi glau­ben, dass Eywa für alle ihre Kin­der sorgt, die ihrer­seits für ihren Clan und schließ­lich für Eywa selbst sor­gen. Jedes Indi­vi­du­um wird mit dem ange­bo­re­nen Wunsch und der Fähig­keit gebo­ren, eine bestimm­te Rol­le zu erfül­len, die für das wei­te­re Über­le­ben des Clans not­wen­dig ist. Die spi­ri­tu­el­le Ener­gie (eine der Bedeu­tun­gen des Wor­tes syura) der Toten beein­flusst die natür­li­chen Nei­gun­gen und Eigen­schaf­ten jedes neu­en Kin­des, so dass sich das Volk stän­dig verjüngt.

Die Na’­vi begrei­fen den Tod als Mit­tel zur Ver­än­de­rung und zum Wachs­tum der Welt. Sie sagen:

Fra­sy­ura­ti fkol zas­rolìn nì’aw ulte trro zene teykivätxaw.
“Alle Ener­gie ist nur gelie­hen, und eines Tages muss sie zurück­ge­ge­ben werden.”

Eywa lehrt, dass der Tod Fort­schritt ermög­licht, da er neu­es Leben schafft, das sich an eine sich ver­än­dern­de Welt anpas­sen kann. Was die Men­schen Evo­lu­ti­on nen­nen, nen­nen die Na’­vi “Wer­den”. Alles befin­det sich auf dem Weg, etwas ande­res zu wer­den, so wie es Eywa gebie­tet. Die­ser Glau­be spie­gelt sich in der prag­ma­ti­schen, aber respekt­vol­len Hal­tung der Na’­vi gegen­über der Jagd wider.

Die Beer­di­gungs­prak­ti­ken der Na’­vi vari­ie­ren von Clan zu Clan. Die Bestat­tungs­ze­re­mo­nie der Oma­ti­ka­ya beinhal­tet bei­spiels­wei­se eine Bei­set­zung unter Baum­wur­zeln. Sie ehren die Toten und Eywa mit Gesang und indem sie dem Leich­nam ein ato­ki­ri­na’ bei­le­gen. Dies spie­gelt den Wunsch wider, dass die See­le zu Eywa zurück­keh­ren möge. Blu­men und Totems wer­den eben­falls zusam­men mit dem Leich­nam begra­ben, eben­so wie das wayte­lem des Ein­zel­nen, nach­dem mit Hil­fe des wayte­lem das Leben des Ver­stor­be­nen besun­gen wurde.

Die Tay­ran­gi, die an der Küs­te leben, bestat­ten ihre Toten in Fels­ni­schen mit Blick auf das offe­ne Meer und die Wel­len. Die Lei­chen wer­den von klei­nen Bans­hees ver­zehrt, die wie­der­um von den grö­ße­ren ikran des Clans gefres­sen wer­den. Auf die­se Wei­se wird das zykli­sche Sys­tem des Lebens in Eywa erneut geehrt.

Eini­ge Clans, wie die Oma­ti­ka­ya, leben in der Nähe von Wei­den­hai­nen, die Bäu­me der Stim­men oder Utral Aymo­kri­yä genannt wer­den. Die­se Orte kön­nen auch Utra­ya Mokri genannt wer­den, ver­mut­lich eine abge­wan­del­te oder alte Form des Namens, und wer­den von den Na’­vi als swo­tu (hei­li­ger Ort) betrach­tet.

Vor jeder gro­ßen Tat besu­chen die Na’­vi Utra­ya Mokri, um ihre Erin­ne­run­gen Eywa anzu­ver­trau­en. Die Bäu­me bil­den ein rie­si­ges Daten­spei­cher­sys­tem für die gesam­mel­ten Erin­ne­run­gen der ver­stor­be­nen Na’­vi. Man­che Na’­vi ver­bin­den sich nur gele­gent­lich mit Utra­ya Mokri, ande­re wie­der­um “laden” täg­lich ihre Gedan­ken, Erin­ne­run­gen, Hoff­nun­gen und Träu­me zu Eywa hoch. (Sie­he auch: Glau­be und Reli­gi­on)

Wenn ein Na’­vi ver­stor­ben ist, kön­nen sei­ne Ange­hö­ri­gen nach Utra­ya Mokri gehen, um tsa­heylu mit einem Baum ein­zu­ge­hen und mit dem Ver­stor­be­nen so zu kom­mu­ni­zie­ren (tire­a­päng­kxo). Die Toten in Eywa erin­nern sich nur bis zu dem Punkt, an dem sie sich vor ihrem Tod das letz­te Mal über den Baum mit Eywa ver­bun­den haben. Für vie­le ist es eine bit­ter­sü­ße Erfah­rung, denn obwohl die leben­den Ange­hö­ri­gen noch ein­mal mit ihren Liebs­ten in Kon­takt tre­ten kön­nen, ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on nur flüch­tig und endet in dem Moment, in dem der kuru los­ge­löst  und die Ver­bin­dung so getrennt wird.