Glaube und Religion

Die Na’­vi-Clans auf Pan­do­ra tei­len bestimm­te Grund­wer­te, wie z. B. einen tie­fen Respekt vor der Natur, der sich aus ihrem gemein­sa­men Glau­ben an das glo­bal ver­teil­te Bewusst­sein von Pan­do­ra namens Eywa ergibt.

Die Reli­gi­on der Na’­vi ist eine Mischung aus ani­mis­ti­schen, heid­ni­schen, pan­the­is­ti­schen und mono­the­is­ti­schen For­men, obwohl die Na’­vi kein Wort für “Reli­gi­on” haben. Für sie sind ihr Glau­be und ihre Prak­ti­ken ein­fach ihre Lebens­wei­se. Eywa, die auch als Naw­ma Sa’nok, “Gro­ße Mut­ter”, bezeich­net wird, ist die ein­zi­ge Haupt­gott­heit. Die Na’­vi nen­nen Pan­do­ra Eywa’e­veng, ‘Eywas Kind’. Eywa ist für die Na’­vi nicht nur eine spi­ri­tu­el­le oder meta­pho­ri­sche Figur — sie ist eine sehr rea­le Enti­tät, die in der Lage ist, Infor­ma­tio­nen durch tsa­heylu zu sen­den und zu empfangen.

Die Na’­vi glau­ben auch, dass alle Lebe­we­sen ein spi­ri­tu­el­les Gegen­stück oder einen Ani­mus haben, der end­los in das Bewusst­sein von Eywa und dann wie­der in leben­de Mate­rie zurück­ge­führt wird. Im Den­ken der Na’­vi besteht ein Lebe­we­sen aus drei Haupt­tei­len: einem tokx (Kör­per), einem tirea (Geist) und einer vitra (See­le).

Es ist eine gro­be Ver­ein­fa­chung zu sagen, dass die Na’­vi die Natur ver­eh­ren. Rich­ti­ger ist es zu sagen, dass sie die gesam­te Natur als ein ein­zi­ges, zusam­men­hän­gen­des Sys­tem betrach­ten, und dass die­ses Sys­tem eine Mani­fes­ta­ti­on von Eywa ist, obwohl sie den Unter­schied machen, dass Eywa selbst nur in bestimm­ten Bäu­men und Pflan­zen wohnt. Vit­rau­tral, der Baum der See­len, ist für alle Na’­vi der hei­ligs­te Ort auf Pan­do­ra, da er die direk­tes­te und stärks­te Ver­bin­dungs­schnitt­stel­le zu Eywa auf dem gesam­ten Mond darstellt.

Von Tie­ren und Na’­vi wird gesagt, dass sie einen frei­en Wil­len haben und streng genom­men kein Teil von Eywa sind, so wie ein Kind kein Teil der Mut­ter ist, son­dern der Mut­ter das Leben ver­dankt. Die Na’­vi sehen Eywa nicht als eine all­mäch­ti­ge, welt­schöp­fen­de Gott­heit an. Sie glau­ben auch nicht, dass es ande­re Göt­ter, Dämo­nen oder Geis­ter gibt, die mit den unbe­leb­ten Kräf­ten der Welt wie Ber­gen, Flüs­sen oder Vul­ka­nen ver­bun­den sind. Die Na’­vi wis­sen, dass Stür­me, Über­schwem­mun­gen und ande­re Natur­phä­no­me­ne unkon­trol­lier­ba­re Kräf­te sind. Statt­des­sen fun­giert Eywa als Beschüt­ze­rin des Lebens und sei­nes Gleich­ge­wichts, die den Na’­vi hilft, sie schützt und sie in Ange­sicht sol­cher lebens­be­droh­li­chen Natur­ka­ta­stro­phen leitet.

Eywa ergreift kei­ne Par­tei, obwohl man sie anfle­hen bzw. um Hil­fe anbe­ten kann. Die Na’­vi kön­nen an den wei­den­ähn­li­chen Utra­ya Mokri (Baum der Stim­men) und Vit­rau­tral (Baum der See­len) mit Eywa tire­a­päng­kxo (kom­mu­ni­zie­ren; sich spi­ri­tu­ell unter­hal­ten) und zu ihr aho (beten). Gro­ße Bit­ten erfor­dern das Gebet vie­ler Stim­men — die größ­ten Gebets­ri­tua­le wer­den von der tsahìk eines Clans durchgeführt.

In Zei­ten gro­ßer Not sit­zen die Na’­vi-Clan­mit­glie­der Arm in Arm vor Vit­rau­tral im Ayvi­trayä Ramu­n­ong (Brun­nen der See­len) und gehen tsa­heylu mit den frei­lie­gen­den Wur­zeln des Bau­mes ein, die sich über den Boden aus­brei­ten. Durch die­ses Ritu­al erle­ben die Na’­vi eine gleich­zei­ti­ge Ver­bin­dung zuein­an­der — ein Zustand von gro­ßer emo­tio­na­ler Kraft für sie. Der tsahìk zufol­ge ermög­licht die­se Ver­bin­dung den Clan­mit­glie­dern, sich gegen­sei­tig bes­ser zu “sehen” und ver­stärkt jede Bot­schaft, die sie für Eywa haben. Die Clan-Ver­bin­dung spie­gelt die Zusam­men­hän­ge von Eywas gesam­ter Schöp­fung wider und ist der stärks­te Aus­druck von Ver­bun­den­heit, den die Na’­vi machen kön­nen. Vit­rau­tral ist der­zeit der ein­zi­ge Ort auf Pan­do­ra, von dem bekannt ist, dass es dort sol­che ritu­el­len clan­wei­ten Ver­bin­dun­gen gibt.

Die Na’­vi suchen in der natür­li­chen Welt nach Zei­chen von Eywa, die als aun­gia bekannt sind. Das Erken­nen und Deu­ten sol­cher Omen ist eine wich­ti­ge Fähig­keit, ins­be­son­de­re für eine*n tire­tu (Scha­ma­nen) oder tsahìk. Eines die­ser aun­gia kommt in Form von ato­ki­ri­na’, der Saat des Gro­ßen Bau­mes, vor. Das Erschei­nen eines oder meh­re­rer ato­ki­ri­na’ gilt als güns­ti­ges Omen.

Die Na’­vi leben nach meo­au­nia­ea - sie leben in Har­mo­nie mit ihrer Welt. Ihr Eins­sein mit Eywa gibt ihnen ein Gefühl von Sicher­heit, selbst­lo­sen Wer­ten und rei­nen Moti­ven. Die ver­trau­ens­vol­le Art der Na’­vi kann den saw­tu­te (Him­mels­men­schen) naiv erschei­nen, von denen eini­ge hof­fen, die ver­meint­li­che Unschuld der Na’­vi aus­nut­zen zu kön­nen. Glau­be und Opti­mis­mus haben sich jedoch als stark genug erwie­sen, um die Na’­vi in ihrer lan­gen Geschich­te durch vie­le schwe­re Zei­ten zu führen.