(Neuraler) Zopf

Auf den ers­ten Blick könn­te ein Mensch den Zopf der Na’­vi ein­fach für einen lan­gen, ziem­lich prot­zi­gen Haar­zopf hal­ten. Die­ser schein­bar kon­ven­tio­nel­le Zopf umhüllt in Wirk­lich­keit eine “neu­r­a­le Ran­ke” oder “Anten­ne”, die eine Ver­län­ge­rung des Ner­ven­sys­tems der Na’­vi ist. An ihrem dista­len Ende befin­det sich eine bemer­kens­wert kom­pli­zier­te Ver­zwei­gung neu­r­a­ler ran­ken­ähn­li­cher Fila­men­te, die mit ähn­li­chen Struk­tu­ren ande­rer Lebens­for­men, sowohl von Tie­ren als auch von Pflan­zen, ver­bun­den wer­den können.

Die­se Ver­bin­dung, tsa­heylu genannt, ermög­licht es den Na’­vi, sen­so­ri­sche Infor­ma­tio­nen — ener­ge­ti­sche und kine­ti­sche Signa­le — mit ande­ren Lebe­we­sen, Mit­glie­dern des Zoo­plan­tae-Stamms (den tier­ähn­li­chen Pflan­zen, die es nur auf Pan­do­ra gibt) und sogar dem Mond selbst aus­zu­tau­schen. Der Zopf ermög­licht so den Na’­vi den Zugang zum neu­ro­na­len Netz­werk, das den gesam­ten Mond umspannt, und damit zur kol­lek­ti­ven Weis­heit allen Lebens auf Pan­do­ra. Für die Na’­vi ist dies die Ver­bin­dung mit ihrer Gott­heit Eywa. Von Geburt an wird das Haar eines Na’­vi sorg­fäl­tig über den anten­nen­ar­ti­gen Neu­r­al­zopf gefloch­ten, um ihn vor Scha­den zu bewah­ren. Das Na’­vi-Wort für die­sen Zopf ist tswin oder kuru.

Die Bedeu­tung des kuru für das geis­ti­ge und kör­per­li­che Wohl­be­fin­den der Na’­vi kann gar nicht hoch genug ein­ge­schätzt wer­den. Die Na’­vi kön­nen nicht nur direkt mit Eywa kom­mu­ni­zie­ren, son­dern auch mit ihren Vor­fah­ren über tsa­heylu mit Utral Aymo­kri­yä (Baum der Stim­men) und Vit­rautral (Baum der See­len) kom­mu­ni­zie­ren und sie um Füh­rung bit­ten. Das ers­te Mal, dass ein Na’­vi tsa­heylu voll­führt, ist mit sei­ner Mut­ter als Baby, gefolgt von einer Kom­mu­ni­on am Baum der Stim­men, Utra­ya Mokri.

Tsa­heylu wird täg­lich ein­ge­setzt, um sich mit Tie­ren zu ver­bin­den und Kon­trol­le über sie aus­zu­üben, eine Form der “men­ta­len Züge­lung”. Dies ist für den Erfolg und den Schutz des Clans von ent­schei­den­der Bedeu­tung; sowohl das pa’­li (Schre­ckens­pferd; links) als auch der ikran (Gebirgs­b­ans­hee; unten) wer­den durch den Ein­satz des kuru unter die Kon­trol­le der Na’­vi gebracht, eben­so wie das ilu für die Meeresclans.

In sel­te­nen Fäl­len kön­nen auch ande­re gefähr­li­che Tie­re wie der toruk (Gro­ßer Leo­no­pte­ryx) und der palu­lu­kan (Tha­na­tor) durch die­se neu­r­a­le Schnitt­stel­le kon­trol­liert werden.

Die Na’­vi sind auch dafür bekannt, das ruhi­ge und trai­nier­ba­re schwein­ähn­li­che fwam­pop (Tapi­rus) und die fle­der­maus­ähn­li­che riti (Stich­fle­der­maus) zu domes­ti­zie­ren, trotz ihres lan­gen, poten­zi­ell töd­li­chen Schwanz­sta­chels. Sie brin­gen den riti bei, auf Zuruf zu kom­men, sich auf ihre Schul­tern zu set­zen oder Früch­te aus ihren Hän­den zu essen.